Nicht wie geplant und trotzdem eine Bereicherung
„Ihr seid alle schon 13 Jahre alt, oder? Ihr müsst mir besonders gut zuhören und euch genau an das halten, was ich euch sage. Bleibt bitte auf alle Fälle auf eurem Stuhl sitzen, damit ihr nicht runterfallt. Keine Panik, wenn ihr eure Füße nicht mehr seht. Das ist normal. Schlagt nicht wild um euch. Wenn euch schlecht wird oder es euch zu viel wird, hört ihr sofort auf.“ Mit diesen Worten begann die Lehrerin zum großen Erstaunen der Schüler in Klasse 9 die Stunde. Hier und da folgte Gekicher. Was hatte sie bloß vor?
Schließlich zog sie einen großen Koffer in den Raum, was noch mehr Erstaunen hervorrief. Dann holte sie eine von 16 VR-Brillen heraus, die man nach einem kurzen Workshop seit kurzem beim Kreismedienzentrum in Freudenstadt ausleihen kann.
Ein echtes Experiment, denn VR-Brillen werden aktuell noch sehr selten im Unterricht eingesetzt. Es fehlt noch an guten Apps und Filmen, die im Unterricht genutzt werden können. Warum dann der Aufwand?
Zum einen besteht die Schule durch Corona aktuell nur aus Fachunterricht ohne Aussicht auf Klassenfahrten, große Exkursionen oder Schulveranstaltungen. Eine Ablenkung war hier willkommen und notwendig.
Zum anderen können VR-Brillen den Unterricht durchaus bereichern. Jeder kann in seinem Tempo arbeiten. Alle Schüler können unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern technischen Fortschritt erleben. Anstatt sich ein Video nur anzusehen taucht man komplett ein – ein immersives Erlebnis, das beeindruckt. Gerade in einer momentan bedrückenden Gegenwart ist es wichtig sich die Hoffnung auf eine bunte, spannende Zukunft zu bewahren.
In der Stunde war geplant, ein immersives Video über die VR-Brillen anzusehen, in welchem die Geschichte des bunten Singvogels Crow geschildert wird, der um den kalten Winter zu vertreiben und seine Freunde zu retten, sogar seine Stimme und seine Farbenpracht aufgibt. Anschließend sollten die 9.Klässler das Video zusammenfassen und die Geschichte gemeinsam reflektieren. Doch da das Internet leider nicht ausreichte, um die Geschichte auf allen 16 Brillen zu streamen, durften die Schülerinnen und Schüler stattdessen einen Tag auf der ISS verbringen oder mit einer Biene in ihren Bienenstock fliegen. So erlebten sie die Schwerelosigkeit im All virtuell, erkundeten die Bestandteile der ISS und begleiteten Astronauten auf ihren Missionen oder sie flogen mit anderen Bienen in den Bienenstock und lernten etwas darüber, wie Honig produziert und kleine Bienenbabies gemacht werden…
Auch wenn das Experiment vielleicht nicht alle Zwecke erfüllt hat, die vorgesehen waren, war es letztendlich doch eine Bereicherung.