Landtagsabgeordneter Dr. Timm Kern besuchte Bildungszentrum

Bildung, Inflation, Ukraine, Cannabis – viel breiter konnte die Palette an Fragen nicht sein, die von den Schülerinnen und Schülern der Real- und Werkrealschule sowie des Progymnasiums Alpirsbach an den Landtagsabgeordneten Dr. Timm Kern (FDP) gestellt wurden. Der Abgeordnete war an die Schulen gekommen, die sich gemeinsam ein Gebäude auf dem Sulzberg teilen, um sich mit den Jugendlichen sowie den Schulleitungen auszutauschen und zu hören, was für die Schulen vor Ort wichtig ist.

Wenn der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion an eine Schule kommt, liegt ein Thema natürlich auf der Hand: Die Bildungspolitik im Land. So wollten die Schülerinnen und Schüler von dem Abgeordneten etwa wissen, warum er die Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung wiedereinführen möchte. Dr. Timm Kern führte aus, dass das für ihn auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit sei: „In Nordrhein-Westfalen hat man das untersucht: Dort gab es mehrere Wechsel in der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung, man konnte also in der Praxis sehen, wie sich das auswirkt. Das Ergebnis der Untersuchung war, dass Lehrerinnen und Lehrer gerechter einteilen als die Eltern“, erklärte er.

Auch die Frage, wie das Bildungssystem besser werden könne, wurde gestellt. Dr. Timm Kern zählte eine Reihe von Maßnahmen auf, die aus seiner Sicht nötig seien: Senkung des Klassenteilers, mehr Lehrkräfte vor allem im Grundschulbereich sowie für die Sonderpädagogik ausbilden, Schulleitungen von Bürokratie entlasten - und auch mehr Geld in die Bildung stecken. „Teurer als Bildung ist nur keine Bildung“, zitierte der FDP-Abgeordnete einen Ausspruch des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy.

Doch auch andere Themen interessierten die Jugendlichen: Die Unterstützung der Ukraine, die Legalisierung von Cannabis oder die Position der FDP zum Klimaschutz kamen unter anderem zur Sprache. Zu letzterem führte Dr. Timm Kern aus, dass seine Partei mehr auf Technik und Forschung als auf Verzicht setzen wolle: „Der Klimawandel kann nur global gelöst werden. Und dass man außerhalb Europas beispielsweise zeitnah auf Autos mit Verbrennermotor verzichtet, ist unrealistisch. Also müssen wir doch schauen, wie wir den Verbrenner klimafreundlich gestalten, statt ihn zu verbieten“, erklärte er die Position der Liberalen.

Nach den intensiven Diskussionen mit den Schülerinnen und Schülern nahm sich Dr. Timm Kern noch die Zeit, zusammen mit Alpirsbachs Bürgermeister Michael Pfaff den Austausch mit den Schulleitungen der Schulen zu suchen. Rita Bouthier, Schulleiterin des Progymnasiums, brannte vor allem das Thema achtjähriges oder neunjähriges Gymnasium unter den Nägeln. „Auch in Alpirsbach ist G9 deutlich beliebter – aber es wird uns nicht möglich gemacht, das anzubieten. Das zieht uns ein wenig den Boden weg“, erklärte sie dem Abgeordneten. Aktuell gebe es etwa 20 Anmeldungen für das Progymnasium pro Jahr, womit ein durchgängig einzügiger Betrieb gewährleistet werden könne. Viele andere Progymnasien seien aber schon abgeschafft worden. Dr. Timm Kern erklärte, seine Fraktion fordere eine flächendeckende Rückkehr zu G9 – sodass nicht, wie aktuell, nur ein Gymnasium pro Landkreis das neunjährige Gymnasium anbieten dürfe.

Auch Markus Faißt, Schulleiter der Werkreal- und Realschule, hatte einige Themen, die er dem Gast aus dem Landtag mitgeben wollte.  Wichtig sei für ihn der Bürokratieabbau und die Bereitstellung von einheitlichen geeigneten Lösungen für die Unterrichts- und die Verwaltungsarbeit. In den Schulen habe man es inzwischen mit zunehmend heterogenen Gruppen mit teilweise großen Defiziten im Lern- und Verhaltensbereich zu tun. Die vielzitierte individuelle Förderung scheitere allerdings teilweise an den mangelnden Ressourcen bzw. der Umsetzbarkeit, wobei in Alpirsbach sich dieses Problem noch in Grenzen halte. Die Flüchtlingssituation und die Integration dieser Schülerschaft brächten weitere schon bekannte Herausforderungen, wobei in diesem Bereich auch sehr positive Erfahrungen gemacht würden. Generell aber sei in der Schule wie in der Gesellschaft ein gewisser Trend festzustellen, dass ein angemessenes Sozialverhalten mehr und mehr auf der Strecke bleibe und man vermehrt mit Fällen von Respektlosigkeit und Gewalt zu tun habe.

Das Bürokratieproblem bestätigte Bürgermeister Michael Pfaff auch für die Stadt Alpirsbach: Die Beantragung von Fördermitteln für die Schulen sei sehr bürokratisch – dabei sei gerade für finanzschwächere Kommunen mehr Unterstützung nötig. Dr. Timm Kern stimmte darin zu und forderte, dass sich auch der Bund an der Finanzierung der Bildung beteiligen können müsse, also das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern in Bildungsfragen reformiert werden müsste. „Ich finde, dass hier auf dem Sulzberg tolle Arbeit geleistet wird“, war das Fazit von Dr. Timm Kern. „Die Schulformen, die hier präsent sind, sollten gestärkt werden, statt sich ständig in ihrer Existenz infrage stellen lassen zu müssen“, plädierte er abschließend für eine Vielfalt der Schularten.


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