Lernen von zu Hause

Die rund 100 Schülerinnen und Schüler des Progymnasiums Alpirsbach lernen seit der Schließung aller Schulen des Landkreises Freudenstadt am 16. März 2020 von zu Hause aus. Wöchentlich erhalten die Eltern der Gymnasiasten von den Lehrkräften zuverlässig Arbeitspläne und Lernmaterialien mit Lösungen per E-Mail. Die unvorhersehbare, ungewohnte Situation stellt eine Herausforderung für alle dar. Sie bietet aber auch Chancen. Durch eine enge und offene Kooperation zwischen Eltern, Lehrern und Schülern versucht die kleine Schule das beste aus der Situation zu machen.

Die Wochenplanarbeit, die die Schüler bislang nur aus kürzeren Unterrichtsphasen gewohnt waren, fordert den 11- bis 16-Jährigen einiges an Disziplin, Selbstständigkeit und Eigenverantwortung ab. Umfrageergebnisse und Einsendungen von Aufgaben zeigen aber, dass die Kinder sich wirklich Mühe geben und sie ihre Aufgaben von selbst, pflichtbewusst und gründlich erledigen. Eine Rolle spielt dabei sicher, dass sich die Kinder die Aufgaben selbst einteilen können und bestimmen dürfen, wo, wann und mit welchen Arbeitsmitteln sie arbeiten wollen. Die meisten halten sich jedoch an die gewohnte 5 Tage Woche und arbeiten je nach individuellem Lerntempo und Aufgaben zwischen 3 und 5 Stunden täglich. Gleichzeitig wissen die Kinder, um die besondere Situation und schätzen so manches, was sonst selbstverständlich war, mehr wert.

Der persönliche Kontakt und das kooperative Lernen mit Mitschülern sind nur zwei Beispiele, die momentan nur sehr eingeschränkt realisiert werden können. Vieles, was im Unterricht innerhalb von einer Minute mündlich mit dem Partner besprochen werden konnte, muss nun mühsam in Einzelarbeit aufgeschrieben und mit den Lösungen abgeglichen werden.

Die Lehrkräfte durchforsten daher gerade intensiv bestehende online Angebote, probieren sie aus und erweitern diese bei Bedarf durch eigene Angebote, um den Lernstoff durch Lernvideos, interaktive Arbeitsblätter, lustige Lernspiele und kleine Umfragen abwechslungsreich zu vermitteln. Ein einfaches cloudbasiertes Dokument ermöglicht es außerdem den Schülern nicht nur bei Problemen Kontakt zum Lehrer aufzunehmen und am Unterricht in Form eines Schreibgesprächs teilzunehmen, sondern auch schreibbasierte Partner- und Gruppenarbeiten zu erledigen. Parallel zum Versand der Wochenpläne per E-mail wird von den Lehrkräften momentan an einer Lernplattform gearbeitet, die jedoch momentan durch die hohe Nachfrage noch zu instabil läuft und in die man sich erst gründlich einarbeiten muss.

Letztendlich sind es aber gerade die Eltern, von denen einiges verlangt wird, und die in dieser belastenden Zeit engagiert für Ihre Kinder da sind. Rund die Hälfte der Eltern am Progymnasium teilen sich die heimischen digitalen Endgeräte, also PC oder Tablet, mit ihren Kindern, wodurch bei mehreren Kindern oder beim Homeoffice der Eltern eine gute Organisation nötig ist. Wenn sie gerade von zu Hause aus arbeiten, haben sie trotzdem ein wachsames Auge auf und ein offenes Ohr für ihre Kinder. Wenn die langsame oder überlastete Internetverbindung beim Download der Emailanhänge ächzt, beweisen sie Geduld und Durchhaltevermögen. Wenn die heimische Hard- und Software streikt, finden sie kreative Auswege.

Eine wichtige Stütze für alle, Eltern, Lehrer wie Schüler, ist daher der ehrliche und kooperative Austausch untereinander, der am Progymnasium sehr gut funktioniert.


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